Die Stadt L'Isle sur la Sorgue, im Süden Frankreichs, in der Provence, ist vom Wasser eingeschlossen. Das erklärt
ihren Namen "Insel in der Sorgue". Das Wasser bestimmte in früheren Zeiten das Leben der Menschen. Seine Bedeutung spiegelt sich noch heute in den Sommerfesten wider.
Die Reihe der Veranstaltungen beginnt mit den Feiern zum französischen Nationalfeiertag, dem 14. Juli.
DEFILE NAUTIQUE
Parade auf dem Wasser
L'Isle sur la Sorgue am 14. Juli. Die Parade zum Nationalfeiertag findet auf dem Wasser statt. Alle Vereine, die mit der Sorgue zu tun haben, nehmen daran teil.
Die Bruderschaft der Fischer ist die älteste Vereinigung. Bereits im 16. Jh. belieferten die Fischer den päpstlichen Hof in Avignon mit Fischen und Krebsen. Nach der Revolution machten sie es sich zur Pflicht,
den Nationalfeiertag auf der Sorgue zu begehen.
COURSE DE NEGO CHIN
Wettlauf der Fischerboote
Der Bürgermeister gibt den Startschuß zum Wettlauf der Nego Chin, so nennt man die flachen Fischerboote. Die Fischer haben diesen Wettkampf jedes Jahr veranstaltet.
Sie wollten herausfinden, wer von ihnen am schnellsten über das Wasser gleiten kann.
Der Kurs ist gar nicht so einfach. Man muß unter den niedrigen Brücken durchgleiten, die Wasserfälle und Staudämme überwinden, welch ein Abenteuer!
Es geht einmal um die Altstadt herum.
Es kommt öfter vor, daß die Teilnehmer ins Wasser fallen. Natürlich ist das hart, denn dann können sie keinen der vorderen Plätze mehr belegen.
Dennoch setzen sie den Wettkampf unverzagt fort. Flußaufwärts ist es besonders schwer. Wenn am Ziel aber die Freunde warten und applaudieren, weiß man, daß es sich
trotz allem gelohnt hat.
TOURNOI DE JOUTES
Fischerstechen
Dieser Wettkampf erinnert an ritterliche Lanzenkämpfe. Er findet auf der Sorgue statt. Selbstverständlich haben ihn
schon die Fischer in früheren Zeiten ausgetragen. Zwei Ruderboote, ein rotes und ein blaues, treten gegeneinander an.
Es gehört Geschicklichkeit und Standfestigkeit dazu, nicht vom Gegner ins Wasser gestoßen zu werden. Bis man mit der Lanze in einer Hand den Gegner so treffen kann,
daß er von der Plattform des Bootes fällt, muß man viel trainieren.
Die Zeiten haben sich geändert, heutzutage kämpfen auch Frauen gegen einander.
PECHE D'ANTAN
Fischfang in früheren Zeiten
An einem Sonntagmorgen im Juli zeigt die Bruderschaft der Fischer, wie früher gefischt wurde. Dazu wird die Schutzpatronin der Fischer aus der Kirche geholt und ans Ufer der Sorgue gestellt.
Unmittelbar daneben findet der wöchentliche Sonntagsmarkt statt.
Jedes Jahr kommen viele Zuschauer hierher, um zu sehen, wie die Fischer mit den schweren Netzen und den anderen komplizierten Fanggeräten, auf den flachen Booten stehend, Forellen, Aale und Krebse aus der Sorgue holen.
Anschließend werden die Körbe mit dem Fang auf einem Eselskarren in die Kirche gebracht.
Mitten durch das sonntägliche Marktgeschehen geht die feierliche Prozession. In der Kirche warten schon viele Menschen, denn nachdem die Tiere gesegnet sind, werden sie an die Bevölkerung verschenkt.
MARCHE FLOTTANT
Schwimmender Markt
Seit 1994 hat der Markt einen festen Platz unter den Sommerveranstaltungen. Er zieht viele Besucher an. Der Marché Flottant ist ein richtiger Markt, wo man Produkte des Landes kaufen kann.
Wieder einmal ist die Bruderschaft der Fischer der Veranstalter. Sie fahren die Händler mit ihren Waren über das Wasser zu den Kunden.
Der Verkauf ist manchmal recht umständlich, aber das stört nicht. Alle Beteiligten haben ihre Freude daran.
FEERIE NAUTIQUE
Märchenszenen auf dem Wasser
Der Corso auf einem Arm der Sorgue in der Stadt bildet einen Höhepunkt im Reigen der Veranstaltungen. Am Abend, nach der Hitze des Tages, warten viele Zuschauer an den Ufern auf das Schauspiel.
Es erinnert an Karneval, findet aber auf dem Wasser statt. Die großen Boote, die Ähnlichkeit mit Flößen haben, werden durch Staken bewegt. Man kann dabei nur staunen, mit welcher
Geschicklichkeit die Leute von der Sorgue das können.
Das erste Boot ist immer das der Königin.
In dem Jahr des 50. Jubiläums ist es besonders prächtig gestaltet. Bei seinem Anblick muß man an die Märchen aus "1000 und eine Nacht" denken.
Jedes Boot hat ein eigenes Thema:
"Ma Provence" zeigt eine Szene von Daudets "Briefe aus meiner Mühle".
"Noel ensemble" - Weihnachten im Juli? Den Kindern, und nicht nur ihnen, gefällt es. Mitten im heißen Sommer der Provence den Weihnachtsmann mit seinem Schlitten im Schnee zu sehen, da wird einem doch gleich
etwas kühler.
Die Trauminsel paßt besser hierher und in die Jahreszeit. Man fragt sich nur, ob es für den jungen Mann
oben auf der Palme nicht zum Alptraum werden könnte, er allein mit so vielen Mädchen auf einer Insel!
"Die Puppen von der Sorgue" - Dieses Boot ist nicht nur reizvoll gestaltet, auch die Musik von Joe Cocker,
zu der sich die jungen Damen geschickt bewegen, verfehlt ihre Wirkung nicht. Die Jungen und Mädchen, die aus den Röcken der Puppen gucken, beleben die Szene zusätzlich.
"C'est formidable" - Das gehört zu Frankreich, die Welt des Kabaretts mit Pailletten und die entsprechende Musik dazu!
Die nächste Gruppe mit dem Titel "Musik" zeigt, daß auch hier die Jugend von einem anderen Rhythmus schwärmt.
Alles, was zu einer "Corrida" gehört, ist auf dem Boot zu sehen: Don José kämpft in einer Arena mit dem Stier vor den Augen der feurigen Carmen, begleitet selbstverständlich, von der Musik von Georges Bizet.
Der Erfolgsschlager von Dalida "Itsi, Bitsi, Strand-Bikini" hat bei der nächsten Szene Pate gestanden. "Liegestuhl, Sonnenschirm, kühle Getränke, süßes Nichtstun und das leise
Murmeln der Wellen", heißt es dazu im französischen Kommentar.
"Ce soir on danse", heute abend tanzen wir - und zwar im Karneval. "Ein Tag mit unseren Freunden den Pinguinen" bildet den Abschluß des Defilees und sorgt noch einmal für eine Abkühlung.
Das Finale faßt die Eindrücke des Abends zu einem märchenhaften Bild zusammen.
Yves Michel spricht den Text in Form einer Reportage.
Ein Filmausschnitt:
VIDEO